Rente & Soziales
Rente ab 67 – geht gar nicht
Rente ab 67 – geht gar nicht
ver.di ist überzeugt davon: Für die Rente ab 67 gibt es zu wenig Arbeitsplätze und zu wenig gute Arbeit. Dennoch hat die Bundesregierung beschlossen, ab 2012 das Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre anzuheben.
Dabei ist schon heute klar, dass die Rente ab 67 letztlich ein radikales Rentenkürzungsprogramm ist. Denn schon heute gehen nur wenige Menschen tatsächlich erst mit 65 Jahren in Rente. Alle, die früher ihre Rente in Anspruch nehmen, müssen Abschläge und damit eine niedrigere Rente in Kauf nehmen. Außerdem sind schon heute rund 40 Prozent aller 55- bis 65-Jährigen erwerbslos. Bei den 64-Jährigen sind es drei Viertel. Wo sollen also gute Arbeitsplätze für all diejenigen herkommen, die künftig bis zu ihrem 67. Lebensjahr arbeiten müssen? Immerhin müssten bis zu drei Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs entstehen, damit alle bis 67 arbeiten können.
Die meisten finden im Alter nur noch Minijobs oder andere prekäre Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie zahlen kein Geld mehr in ihre Rentenversicherung ein. Und entsprechend niedrig fallen später ihre Bezüge aus. Gleichzeitig beschäftigt mehr als ein Drittel aller Betriebe in Deutschland keine Arbeitnehmer über 50. Wer über 60 ist und seinen Job verliert, hat kaum eine Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Gerade ein Fünftel von ihnen schafft noch einmal den Sprung aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung.
Schon die Rente ab 65, wie sie bisher galt, existiert nicht wirklich. Im Schnitt sind die Menschen heute 63 Jahre alt, wenn sie in Rente gehen. Das bringt Abschläge mit sich. Fast die Hälfte aller Frauen und Männer, die 2008 in Rente gingen, mussten monatlich auf im Schnitt 115 Euro Rente verzichten. Diese Abschläge summieren sich während der durchschnittlichen Dauer einer Rentenphase auf immerhin 25.000 Euro.
Hinzu kommt: Arbeit, wie sie heute existiert, macht krank. Fast ein Viertel aller 55- bis 64-Jährigen geht heute aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente. Betroffen sind in erster Linie Bau- und Hilfsarbeiter, Maurer oder Maler, zunehmend aber auch Kranken- und Altenpfleger und -pflegerinnen oder Erzieherinnen. Außerdem ist klar: Angelernte, gering Qualifizierte und überwiegend prekär Beschäftigte haben deutlich weniger Chancen als Besserverdienende, bis zur Rente zu arbeiten.
Das Armutsrisiko der Alten steigt
Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung und unterbrochene Erwerbsbiografien sind für diejenigen, die künftig erst mit 67 in Rente gehen sollen, schon heute Realität. Das schmälert ihre Chancen beträchtlich, eine Rente zu erarbeiten, die im Alter ein Leben in Würde ermöglicht. Schon heute liegt das Armutsrisiko der 65-Jährigen und älteren bei 13 Prozent. Prognosen gehen davon aus, dass ihr Anteil steigen wird.
Vor diesem Hintergrund kommt ver.di zu dem Schluss, dass schon heute deutliche Veränderungen der Arbeitsbedingungen nötig wären, um die Rente mit 67 wenigstens ansatzweise realistisch erscheinen zu lassen. Andernfalls kann die Rente mit 67 keinen Bestand haben.